Die Art, wie ich Ausstellungen mache, entstand in den späten Neunzigerjahren unter dem Eindruck von Kontextualismus und Institutionskritik, als man begann, künstlerisches, kuratorisches und theoretisches Arbeiten miteinander zu verschränken und gesellschaftskritisch neu auszurichten.
An der Hochschule fĂĽr Grafik und Buchkunst studierte ich bis 1999 Bildende Kunst und konnte dort als erster Studierender in Deutschland mein Diplom „als Kurator“ machen. 2000 grĂĽndete ich den ersten Projektbereich in Deutschland mit, der dieses erweiterte Praxisverständnis integrierte.
Die Ausstellungen, für die ich (ab 2009 oft im Duo mit Nikolaus Oberhuber) als Kurator verantwortlich zeichne, könnte man als Autorenausstellungen bezeichnen: Gestures of Disappearance (Leipzig 2002, Bergen und Krakau 2015), Participatory Minimalism (2009), Antirepresentationalism (Berlin 2009/2010), Believers (Berlin 2012), Das Auto Rosi (2022) und andere.
Bei den Galerieausstellungen einzelner Künstlerinnen und Künstler von KOW war und bin ich mal mehr, mal weniger kuratorisch mit dabei – wobei manche Zusammenarbeit eine Sternstunde wurde: Franz Erhard Walther (2010), Arno Brandlhuber (2012), Alice Creischer (2014), Chto Delat (2015), Hiwa K (2016), Candice Breitz (2017) und andere. Unterm Strich habe ich bislang an ca. 150 Ausstellungen mitgewirkt, die meisten davon Projekte in den Räumen von KOW. Hier dokumentiere ich eine Auswahl.
KOW Berlin
Während sich im Jahr 2024 die Welt immer weiter militarisierte und Berlin dabei eine unrühmliche Rolle spielte, wiesen wir auf das Verletzliche, das menschlichen Körpern und Ordnungen zu Eigen ist. Mit Anna Boghiguian, Candice Breitz, CATPC, Alice Creischer, Chto Delat, Clegg & Guttmann, Heinrich Dunst, Anna Ehrenstein & Rebecca Pokua Korang, Sophia Eisenhut & Max Eulitz, León Ferrari, Peter Friedl, Sophie Gogl, Barbara Hammer, Ramon Haze, Hiwa K, Hudinilson Jr., Simon Lehner, Pınar Öğrenci, Mario Pfeifer, Dierk Schmidt, Michael E. Smith, Helena Uambembe, Franz Erhard Walther, Clemens von Wedemeyer, Tobias Zielony, kuratiert von Alexander Koch, Nikolaus Oberhuber und Anna Wlach
KOW Berlin
Die Ausstellung war eine Reaktion auf den Zuschreibungsterror, der sich seit der documenta 15 in Deutschland in Medien und Politik breitgemacht hat und seither die Kunst- und Meinungsfreiheit im Land (in vielen Ländern) stetig mehr bedroht bzw. schon mit Zensur und Defunding belegt hat. Mit Anna Boghiguian, Candice Breitz, Marco A. Castillo, Alice Creischer, Chto Delat, Heinrich Dunst, Anna Ehrenstein, Peter Friedl, Sophie Gogl, Clegg & Guttmann, Barbara Hammer, Hiwa K, Simon Lehner, Renzo Martens, Oswald Oberhuber, Mario Pfeifer, Santiago Sierra, Michael E. Smith, Franz Erhard Walther, kuratiert von Alexander KochÂ
KOW Berlin
Die Begegnung zweier Klassiker: Clegg & Guttmann und Franz Erhard Walther, kuratiert von Nikolaus Oberhuber und Alexander Koch. Tolle Ausstellung!
KOW BerlinÂ
Berliner Stadtpolitik, neofeudale Transformation, organisierte Ungerechtigkeit. Nicht zum ersten Mal werden diese Themen zum Anlass fĂĽr eine Ausstellung bei KOW. Mit Alice Creischer, Dierk Schmidt, Michael E. Smith, Brandlhuber+, Larissa Fassler, Adelita Husni-Bey, Peng!, Andrea Pichl, Andreas Siekmann, Bárbara Wagner & Benjamin de Burca, Weekend & Plaste, kuratiert von Alexander Koch und Nikolaus OberhuberÂ
Fluentum Collection Berlin
Auf Einladung der Fluentum Collection in Berlin entwickelten Nikolaus Oberhuber und ich dieses Projekt, das filmische Kunstwerke vor allem als akustische Werke präsentierte. Mit Patty Chang, Frank Heath, Hiwa K, Adelita Husni-Bey, Sven Johne, Ferhat Özgür, Stefan Panhans, Martin Skauen, Hito Steyerl, Vibeke Tandberg, Ignacio Uriarte, Katarina Zdjelar.
KOW Berlin
Die Ausstellung entstand spontan binnen weniger Tage als Reaktion auf die rechtsradikale Eskalation in Chemnitz. Die KĂĽnstler*innen waren dankenswerter Weise sofort bereit, mitzumachen. Mit Alice Creischer, Henrike Naumann, Mario Pfeifer, Michael E. Smith, Tobias Zielony, kuratiert von Alexander Koch und Nikolaus Oberhuber
Internationale Kunstmessen
In den 2010er Jahren wirkte ich mit am Design der Messestände von KOW – ein eigenes Genre. Â
KOW Berlin
Kunst aus dem Lager – als Ausstellung. Mit Chto Delat, Alice Creischer, Eugenio Dittborn, Heinrich Dunst, Barbara Hammer, Ramon Haze, Hiwa K, Renzo Martens, Chris Martin, Frédéric Moser & Philippe Schwinger, Mario Pfeifer, Dierk Schmidt, Tina Schulz, Michael E. Smith, Franz Erhard Walther, Clemens von Wedemeyer, Tobias Zielony, kuratiert von Alexander Koch und Nikolaus Oberhuber
Kunsthalle Bergen / Bunkier Sztuki Krakow
2015 produzierte die Kunsthalle Bergen eine exakte Rekonstruktion meiner Ausstellung „Gestures of Disappearance“ von 2002. Ich hatte alle Daten noch auf alten DVDs, und so konnten wir diese Ausstellung, die seinerzeit in Leipzig nur wenig Publikum hatte, bis in kleinste Detail wiederbeleben. Ein weitere Fassung inszenierten wir später in Krakau. Mit Arthur Cravan, Lee Lozano, Bas Jan Ader, Chris Burden, kuratiert von Alexander Koch
KOW Berlin
Nach einer ersten Station in der Wiener Secession schlug ich Chto Delat vor, ihre Ausstellung „Time Capsule“ in Berlin in völlig anderer Form zu installieren, was sie gestatteten. FĂĽr mich war es eine Sternstunde, mit diesem „Material“ so frei umgehen zu können.
KOW Berlin
Die Zusammenarbeit mit Arno Brandhuber ging den neoliberalen Umbau der Stadt an – und führte zur Flutung des Ausstellungsraumes. Der Architekt und Urbanist Brandhuber nutzte sein eigenes Gebäude, in dem KOW Mieter war, um neue Eigentumsverhältnisse zu verhandeln.
KOW Berlin
Die Ausstellung entstand kurzfristig in Reaktion auf den Karrikaturenstreit, der allein Muslimen irrationale Glaubensgrundsätze unterstellte. Das Projekte stellte im Widerspruch dazu Glaubensgrundsätze in der Deutschen/Europäischen Gesellschaft heraus. Kuratiert von Alexander Koch und Nikolaus Oberhuber
KOW Berlin
Das Projekt zeigte erstmals Filme von Barbara Hammer als künstlerische Werke in einem Ausstellungsraum und öffnete der Rezeption der US-amerikanischen Pionieren des queeren Kinos ein neues Feld. Es war der Beginn eine langjährigen Zusammenarbeit. Kuratiert von Alexander Koch und Nikolaus Oberhuber
KOW Berlin
Cady Noland und Santiago Sierra gelten als zwei Schwergewichte, die Themen sozialer Gewalt frontal angegangen sind. Die US-Amerikanerin und der Spanier wurden jedoch nie zusammen gezeigt. Dank Leihgaben von Wilhelm Schürmann (Noland) wurde diese Ausstellung möglich. Kuratiert von Alexander Koch und Nikolaus Oberhuber
KOW Berlin
2010 stand Franz Erhard Walther der dann folgende Ruhm als zeitgenössischer Klassiker noch bevor. Unsere Ausstellung führte in das Gesamtwerk ein, ausgehend von frühesten, teils unbekannten Arbeiten (späte 1950er Jahre) bis hin zu Neuren Werken aus den 2000ern. Besondere Sorgfalt legten wir auf das Design des Ausstellungsdisplays, das Walthers materiellen Minimalismus nachempfindet. Kuratiert von Alexander Koch und Nikolaus Oberhuber
Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig
Seit 2007 bin ich mit den „Neuen Auftraggebern“ in Deutschland und auch in Frankreich eng verbunden. Diese Ausstellung konzipierten wir, um beispielgebende Projekte aus Frankreich, die stets im öffentlichen und oft im ländlichen Raum entstanden sind, vermitteln zu können. Jeder Raum der Ausstellung entsprach dabei einem Entwicklungsschritt der Projekte. Mit Studio Acconci, Steven Gontarsky, Tadashi Kawamata, Michelangelo Pistoletto, Alain SĂ©chas, Xavier Veilhan, RĂ©my Zaugg, kuratiert von Alexander Koch, Ilina Koralova und Barbara Steiner
KOW Berlin
Die Eröffnungsausstellung unserer Galerie KOW hielt einen historischen Augenblick fest. Sie schaute auf konzeptionelle Kunst aus Leipzig im zweiten Nachwendejahrzehnt. Mit Ramon Haze, Mario Pfeifer, Tina Schulz, Clemens von Wedemeyer, Tobias Zielony, Peggy Buth, Famed, Markus Dressen, Andreas Grahl, Henriette Grahnert, Eiko Grimmberg/ Arthur Zalewski, Mark Hamilton, Ramon Haze, Oliver Kossack, Claudia Annette Maier, Ulrich Polster, Julius Popp, schau-vogel-schau (Marcel Bühler, Alexander Koch), Julia Schmidt, Tilo Schulz, spector cut+paste, Christoph Weber, kuratiert von Alexander Koch und Nikolaus Oberhuber
KOW Berlin
Das erste Projekt von KOW nahm sich ein einziges Werk vor, Walthers Elfmeterbahn von 1963, und entfaltete die bilddokumentarische Rezeptionsgeschichte dieses Werkes im Raum. Sichtbar wird: Von einem sehr offenen und anarchistischen Werkverständnis aus verengt und verhärtet sich die Darstellungsperspektive zunehmend. Konzept und Produktion: Alexander Koch und Nikolaus Oberhuber
Kunstraum B/2, Leipzig
Mit Peggy Buth, Chat, Bertram Haude, Evelyn Jahns, Stephanie Kiwitt, Hans-Christian Lotz, Thomas LĂĽer, Regine MĂĽller-Waldeck, Julius Popp, Michael Schade, Sascha Schniotalla, Tina Schulz, Andreas Schulze, Jens Volz, Christoph Weber, Clemens von Wedemeyer, Arthur Zalewski, kuratiert von Alexander Koch und Ulrike Kremeier
2003 lud mich Jocelyn Wolff ein, eine Galerie in Paris mit ihm zu gründen. Ich haderte damals damit, Galerist werden, wollte unabhängiger Kurator sein. Aber wir arbeiteten zusammen. Ich stellte das künstlerische Programm zusammen und entwickelte Design und Diskurs – die Identität – der Galerie.
Galerie der HGB Leipzig
Ein Kooperationsprojekt des /D/O/C/K Projektbereich mit Marion von Osten
Galerie der HGB Leipzig
Ein Kooperationsprojekt des /D/O/C/K Projektbereich mit Andreas Siekmann
Mit Carl Andre, Alice Creischer, Douglas Huebler, El Lissitzky, Marion von Osten, Martha Rosler, Wilhelm Rudolph, Ingo Vetter & Annette Weisser, Clemens von Wedemeyer et al., kuratiert von Beatrice von Bismarck, Alexander Koch, Andreas Siekmann
Galerie der HGB Leipzig
Diese Ausstellung war der Beginn einer jahrelangen Arbeit ĂĽber den „Ausstieg aus der Kunst“, die ich vor allem historisch und theoretisch betrieb. Sie war in methodisch wie thematisch ungewöhnlich – vor allem enthielt sie so gut wie keine „Werke“, bzw. Reproduktionen von solchen, die ich im Fotolabor oder auf Kopierern angefertigt hatte. Es war – absichtlich – eine Re/Konstruktion von größtenteils nicht vorhandenem Material, das als Erzählung arrangiert wurde. Nebenbei war die Ausstellung ein Beitrag zur Wiederentdeckung von Lee Lozano. Mit Arthur Cravan, Lee Lozano, Bas Jan Ader, Chris Burden. Till Gathmann trug als Grafiker und Typograf viel zur Form der Ausstellung bei.
Galerie im Parkhaus Berlin
Diese Einzelausstellung – im Rahmen einer Reihe zu kuratorischen Statements zur Gegenwart – griff tief in den Werkzeugkoffer der Repräsentationskritik, die Produktion vor Ort war stark performativ. Mit Arthur Zalewski und Jean Luc Godard, Herbert Bayer, Catherine David, Beatrice von Bismarck, kuratiert von Alexander Koch
Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig
Bei meinem ersten Projekt in einer Institution stellte ich vor allem das Diskursprogramm zusammen und entwickelte eine entsprechende Timeline als Wanddisplay. Mit Frank Berger, Helmuth Berking, Nathan Coley, Waltraud Kokot, Martina Löw, Gitte Villesen, kuratiert von Alexander Koch, Stefanie Sembill und Tilo Schulz
Galerie Eigen+Art Leipzig
Die erste Ausstellung, die ich kuratierte, besprach Tim Sommer, heute Chefredakteur der Zeitschrift art, in der Leipziger Volkszeitung unter der Ăśberschrift „Kurator Alexander Kochs Hängeorgie läuft ins Leere“. Vielleicht hatte er Recht? Wie mein Ausstellungstext noch zeigt, ging es um kuratorische Transparenz und Autonomiekritik. Mit Antje Blumenstein, Marcel BĂĽhler, Oliver Croy, Thomas FiĂźler, Achim Kobe, Karsten Konrad, Ute Lindner, Thomas LĂĽer, Barbara Steppe, Tilo Schulz, Ulrike Kremeier, kuratiert von Alexander Koch