Kunst im Bürgerauftrag – die ‚Neuen Auftraggeber‘ –, das ist ein kulturpolitisches Großprojekt. Es begann in Frankreich als ‚Nouveaux Commanditaires‘ und hat sich seit 1991 mit über 500 Projekten in Europa verbreitet. 2007 gründete ich in Berlin einen Verein mit, dem ich vorstand, und wir brachten die Idee der Neuen Auftraggeber nach Deutschland. Seither ist aus der Initiative eine deutschlandweit bekannte und immer öfter praktizierte Methode geworden, für die ich als Direktor der Gesellschaft der Neuen Auftraggeber einstehe, eine gGmbH, die ich 2017 gegründet habe. Bislang haben wir im Bundesgebiet über 30 Projekte mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern finanziert und durchgeführt, und dabei Tausende von Menschen zusammengebracht. 2021 bekamen wir dafür den Zukunftspreis der Deutschen Kulturpolitischen Gesellschaft.
Zwischen 2013 und 2016 suchte ich vor allem auf dem afrikanischen Kontinent, aber auch in Indien und dem Libanon nach Menschen und Organisationen, die sich für Kunst im Bürgerauftrag interessierten, und es entstanden einige Kooperationen. In Kamerun fasste die Idee schließlich Fuß und lebt dort fort. In Deutschland fördert die Kulturstiftung des Bundes unser Programm seit 2017. Die Bundeszentrale für politische Bildung und viele andere Partner haben die ‚Neuen Auftraggeber‘ unterstützt, auch Städte wie Marl, Mönchengladbach, Stuttgart und Kiel. An der UDK Berlin entwickelte ich ein Curriculum, um unsere Praxis, die wir ‚Mediation‘ nennen und die eigentlich ein neues Berufsbild in der Kunstwelt ist, in die künstlerische und kuratorische Ausbildung einzuführen.
In unserer Bundesgeschäftsstelle in Berlin laufen alle Aktivitäten der Neuen Auftraggeber zusammen. 2022 gründeten die Mediator*innen in Deutschland einen Verein, die Gesellschaft für Kunst und Mediation im Bürgerauftrag e.V., um eigenständig ihre Interessen zu vertreten. 2024 gründeten wir zusammen mit Kolleg*innen aus sechs weiteren Ländern die Société internationale des Nouveaux commanditaires – International New Patrons Society – mit Sitz in Brüssel. Als Vorsitzender dieses internationalen Vereins vertrete ich die Interessen eines Netzwerks von Mediator*innen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kamerun, Schweiz, Spanien, und seit 2025 auch Kroatien.
Es ist, wie gesagt, ein kulturpolitisches Großprojekt. Ich bin über die Jahre eine führende Figur dieser europäischen Bewegung geworden – welche Zukunft der Kunst im Bürgerauftrag beschieden sein wird, hängt jedoch von politischen Wetterlagen ebenso ab wie von philanthropischem Engagement und den Ambitionen einzelner Akteure wie z.B. Kommunen. Oftmals als ‚Kunst der Demokratie‘ betitelt, gehören die Neuen Auftraggeber heute zum Werkzeugkasten progressiver und überparteiischer Gesellschaftspolitik, deren Finanzierung aber noch immer prekär ist.