Erschienen in Kunstforum International, Band 297
https://www.kunstforum.de/artikel/wir-staerken-demokratisches-handeln/
Im Laufe der Jahre sind meine Texte in verschiedensten Zusammenhängen erschienen – hier führe ich eine Auswahl zusammen. Es sind Essays, Ausstellungstexte, kunsttheoretische Schriften und (kultur)politische Statements. Einige Themen haben Kontinuität: Die Kunst im Bürgerauftrag – die „Neuen Auftraggeber“ –, ebenso der Ausstieg aus der Kunst. Andere Texte sind monografische Blicke, etwa auf Santiago Sierra und Michael E. Smith. Es gibt eine bissige Polemik auf die „Ostdeutsche Erfolgsmalerei“, einen frühen Essay über kuratorisches (Un-)Bewusstsein, und manches mehr. Meine Texte für KOW, von denen ich manche zu meinen besten zähle, entstehen seit 2009 kontinuierlich.
Die Art, wie ich Ausstellungen mache, entstand in den späten Neunzigerjahren unter dem Eindruck von Kontextualismus und Institutionskritik, als man begann, künstlerisches, kuratorisches und theoretisches Arbeiten miteinander zu verschränken und gesellschaftskritisch neu auszurichten. An der Hochschule für Grafik und Buchkunst studierte ich bis 1999 Bildende Kunst und konnte dort als erster Studierender in Deutschland mein Diplom „als Kurator“ machen. 2000 gründete ich den ersten Projektbereich in Deutschland mit, der dieses erweiterte Praxisverständnis integrierte. Die Ausstellungen, für die ich (ab 2009 oft im Duo mit Nikolaus Oberhuber) als Kurator verantwortlich zeichne, könnte man als Autorenausstellungen bezeichnen: Gestures of Disappearance (Leipzig 2002, Bergen und Krakau 2015), Participatory Minimalism (2009), Antirepresentationalism (Berlin 2009/2010), Believers (Berlin 2012), Das Auto Rosi (2022) und andere. Bei den Galerieausstellungen einzelner Künstlerinnen und Künstler von KOW war und bin ich mal mehr, mal weniger kuratorisch mit dabei – wobei manche Zusammenarbeit eine Sternstunde wurde: Franz Erhard Walther (2010), Arno Brandlhuber (2012), Alice Creischer (2014), Chto Delat (2015), Hiwa K (2016), Candice Breitz (2017) und andere. Unterm Strich habe ich bislang an ca. 150 Ausstellungen mitgewirkt, die meisten davon Projekte in den Räumen von KOW. Hier dokumentiere ich eine Auswahl.
Manche Projekte, an denen ich mitwirke, gelten direkt der Produktion von Öffentlichkeit oder sind öffentliche Interventionen. Allen voran das Programm der Kunst im Bürgerauftrag namens Neue Auftraggeber. Dieses Programm, das ich in Deutschland seit 2007 mit verantworte, ist Teil eines Europäischen Netzwerks, das auf bislang rund 500 Projekte zurückblickt. Seit 2017 bin ich Geschäftsführer der von mir gegründeten Gesellschaft der Neuen Auftraggeber, einer gGmbH. Seit 2023 bin ich Vorsitzender der Société Internationale des Nouveaux Commanditaires mit Sitz in Brüssel. In diesen Rollen habe ich eine kulturpolitische Funktion und Stimme, arbeite strategisch und ich suche das Geld, damit möglichst viele Menschen aktiv werden können, bin aber auch selber involviert in den Verlauf einzelner Projekte. Daneben gibt es andere Projekte im und für den öffentlichen Raum, die ich veranstaltet oder an denen ich mitgewirkt habe, teils an der Seite von Künstlern wie Santiago Sierra oder Olu Oguibe. Geprägt hat mich mein erstes größeres Projekt in Leipzig 1998, das selbstorganisierte Symposium über interkontextuelle künstlerische Kompetenz. Der gesellschaftspolitische Ansatz von damals ist für mich wesentlich geblieben.
Interviews, Gespräche, Podcasts, Moderationen, Paneldiskussionen und ein Schauspiel: Hier sind Anlässe zusammengebracht, bei denen das gesprochene Wort im Zentrum steht. Heute wird vieles aufgezeichnet – je weiter ich im Archiv zurückgehe, desto weniger ist dokumentiert. Mit Podcasts habe ich erst 2022 begonnen, davon wünsche ich mir mehr.
Es gab so viele Vorträge über die Jahre. Ich liste hier nur einige, vor allem solche, die aufgezeichnet wurden. Meine Vortragstätigkeit war Anlass für viele Reisen durch Europa, und darüber hinaus nach Ägypten, Argentinien, Indien, Island, Kamerun, Libanon, Marokko, Nigeria, Russland, Südafrika, Türkei, Tunesien, und in die USA. Ein Sonderformat des Vortrags sind meine Ausstellungsführungen, die wir bei KOW eine Zeit lang auch für die Kamera inszenierten.
Manche Publikationen habe ich entwickelt und herausgegeben, an anderen war ich konzeptionell beteiligt, seltener habe ich sie auch selbst gestaltet.
Lehre hat in meinem Leben Kontinuität und ist immer ein Vergnügen. Gleich nach dem Studium hatte ich das Glück, fünf Jahre lang als Dozent an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig zu arbeiten. Damals, wie auch danach, lag mein Fokus teilweise auf Theorie bzw. auf bestimmten Themen, mehr noch aber auf künstlerischer Praxis und zunehmend auch auf Methoden der Vermittlung und Mediation. Das teilen und mitteilen von Wissen und Erfahrung ist dabei eines, das andere ist gemeinsames Lernen in geeigneten Rahmen, die man immer neu herstellen kann und auch muss. Heute macht Lehre noch mehr Spaß – ich kann einfach mehr Fragen beantworten als früher. Ich kann mehr Klarheit schaffen und auch mehr sagen, das motiviert, Perspektiven sortiert, Orientierung gibt.
Erschienen in Kunstforum International, Band 297
https://www.kunstforum.de/artikel/wir-staerken-demokratisches-handeln/